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Das gute Beispiel 12-22

Soziale Einrichtungen: Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS

Interview mit Carine Gerber, Verantwortliche Berufsbildung

Portrait von Moritz Furrer

Vor einem Jahr beriet der Öko-Kompass den Schweizerischen Gehörlosenbund. Im Fokus der Beratung standen die Möglichkeiten, wie der Betrieb seine Energiekosten senken kann. Carine Gerber, Verantwortliche Berufsbildung, blickt ein Jahr später in die Energieabrechnung und zieht Bilanz.
 

Frau Gerber, was haben Sie im Rahmen der Beratung besprochen?

Wir haben im Gespräch mit der Öko-Kompass-Beraterin Gessica Gambaro mögliche Nachhaltigkeitspotenziale für unseren Standort in Zürich abgeklopft: Sie hat uns gefragt, wie die Beleuchtung in den Büros funktioniert, welche Reinigungsmittel im Einsatz sind, ob wir bei der Anschaffung von neuen Geräten auf die Energieeffizienz achten und ob wir neues Mobiliar kaufen oder welches aus zweiter Hand übernehmen. Wir haben auch die Bereiche Mobilität und Verpflegung angeschaut.

Was war das Ergebnis?

Frau Gambaro hat uns erfreulicherweise eine positive Rückmeldung gegeben. Sie meinte, wir seien auf dem richtigen Weg. Zwei Drittel unserer Möbel stammen von grösseren Firmen in der Umgebung und wurden teilweise auch aus privaten Haushalten gebraucht übernommen. Die Beleuchtung ist ausserdem energieeffizient mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Das Haus ist mit zehn Jahren noch relativ neu. Das ist in vielerlei Hinsicht ein Vorteil.

Vermutlich ist der Bau gut isoliert. Wie heizen Sie im Winter die Büros?

Wir haben Radiatoren, die wir selbst einstellen. Jetzt, anfangs Oktober, heizen wir aber noch nicht. Wir sind viel in Bewegung, weil wir in Gebärdensprache kommunizieren. Das hält uns warm. Ich finde es ausserdem wichtig, dass wir uns im Winter entsprechend kleiden und nicht im T-Shirt bei voll aufgedrehten Heizungen arbeiten. Ein anderer Trick, den wir angewendet haben, um Bewegung in den Arbeitsalltag reinzubringen, ist eine zentrale Druckerstelle, die wir nach der Beratung forciert und eingerichtet haben. Bei uns hat nun fast niemand mehr einen eigenen Drucker an seinem Arbeitsplatz.

Wo sehen Sie heute noch weiteres Potenzial zur Verbesserung?

Bei den Reinigungsmitteln könnten wir uns immer noch verbessern, das hat uns die Beratung empfohlen.

Haben Sie nicht auf ökologische Reinigungsmittel umgestellt?

Nicht ganz so umfänglich, wie wir es wünschen. Wir sind Mieter in einem grossen Büro- und Geschäftsgebäude. Das bedeutet, dass sich die Verwaltung um die Beschaffung der Reinigungsmittel und des Toilettenpapiers kümmert. Wir können nur im kleinen Rahmen ökologische Produkte beschaffen. Wir setzen übrigens ein empfohlenes Produkt ein, das ich seit der Beratung auch privat benutze.

Welche Impulse aus der Beratung haben Sie sonst noch umgesetzt?

Wir sind beispielsweise auf einen energieeffizienten Drucker umgestiegen. Ich habe ausserdem alle Mitarbeitenden über die Beratung per E-Mail informiert und seither achten wir alle darauf, dass wir am Abend die Bildschirme abstellen und den Drucker übers Wochenende ausschalten. Ausserdem mache hin und wieder vor dem Feierabend einen Kontrollgang durch die Räume.

Hand aufs Herz: Wie oft müssen Sie abends die Geräte der Mitarbeitenden ausschalten?

Es gibt Kolleginnen und Kollegen, welche die Sparanstrengungen konsequent durchziehen. Bei vereinzelten Arbeitsplätzen muss ich trotzdem den Ausschaltknopf drücken.

Wie motivieren Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen zum Energiesparen?

Unser Antrieb ist der Einsatz für gehörlose Menschen. Wir arbeiten grundsätzlich nicht mit Anreizen oder einem Belohnungssystem. Unsere Projekte sind auf Spenden angewiesen. Deshalb wissen alle, dass jeder bei den Energiekosten eingesparte Franken direkt in unsere Projekte einfliesst. Ich vermute aber schon, dass die momentane gesellschaftliche Diskussion, die Öko-Kompass-Beratung sowie die Kampagne des Bundes meine Kolleginnen und Kollegen zusätzlich zum Energiesparen motivieren.

Sehen Sie nach der Umsetzung der empfohlenen Massnahmen bereits einen Unterschied in der Energiebilanz?

Das letzte Quartal der Jahresabrechnung fehlt noch. Aber ich konnte bereits jetzt einen Unterschied feststellen: Allein über das konsequente Lichtlöschen und Steckerziehen konnten wir 20 Franken in den letzten drei Quartalen sparen. Der Betrag mag klein erscheinen, aber man sieht immerhin, dass bereits kleine Massnahmen Wirkung zeigen.

Mal abgesehen vom finanziellen Aspekt: Hat sich die Beratung auch sonst für Sie gelohnt?

Ja. Einerseits zur Bestätigung, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Andererseits haben wir dank der Beratung blinde Flecken entdeckt, zum Beispiel die Wahl der Reinigungsmittel. Wir konnten uns auch in Erinnerung rufen und uns wieder motivieren, mit einfachen Massnahmen im Alltag wie dem Lichterlöschen Energie zu sparen. Schliesslich wollen wir soziales Engagement und Nachhaltigkeit nicht nur predigen, sondern auch mit gutem Beispiel vorangehen.

Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS

Der Schweizerische Gehörlosenbund engagiert sich seit 1946 für die Gleichstellung von Menschen mit einer Hörbehinderung. Der Dachverband und seine rund 50 Mitarbeitenden schaffen in allen Sprachregionen der Schweiz Zugänge zu Bildung, Arbeit, Gesundheit, Politik, Kultur und Gesellschaft. Dank der Öko-Kompass-Beratung konnte der Gehörlosenbund Nachhaltigkeitspotenziale im eigenen Betrieb entdecken.

Hier geht es zur Webseite von Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS.

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